25 Jahre Psychosoziale Arbeitsgemeinschaft Pfaffenhofen
Das bedeutet ein Vierteljahrhundert gebündelte Zusammenarbeit aller regionalen Akteure zugunsten einer guten Versorgung psychisch kranker Menschen im Landkreis. Und das ist Anlass zur Freude über gelungene, kontinuierliche und nachhaltige Kooperation, aber auch Anlass zu Rückblick und Resümee.
„Bevor die PSAG Pfaffenhofen1994 ins Leben gerufen wurde, gingen entscheidende Weichenstellungen für die Weiterentwicklung des Reformprozesses der Versorgung psychischer Erkrankungen voran: Der 1990 verabschiedete 2. Bayerische Landesplan zur Versorgung psychisch Kranker und psychisch Behinderter gab die Richtung vor“, so Brigitte Beckenbauer vom Gesundheitsamt Pfaffenhofen, die seit der Gründung der PSAG Pfaffenhofen die Geschäftsführung innehat.
In Pfaffenhofen griff der damalige Bezirksrat Herbert Mayr die Aufgabe auf. Er war maßgeblich beteiligt daran, dass die Region 10 zur Modellregion ausgerufen wurde. Die Unterlagen zu den ersten Jahren der PSAG Pfaffenhofen befinden sich nach einem Vierteljahrhundert bereits in den Archiven, die Erinnerung an die ersten turbulenten Jahre sind aber noch sehr lebendig bei den Mitgliedern, die von Anfang an dabei waren.
Die PSAG Pfaffenhofen startete mit dem Anspruch, die Vernetzung und Kooperation zwischen den Einrichtungen, Selbsthilfegruppen und Ämtern herzustellen und zu verbessern, den Bestand der Versorgungsangebote zu erheben und zu aktualisieren und damit auch den Bedarf für neue Angebote zu ermitteln. Informationsaustausch, Förderung und Unterstützung neuer Projekte und nicht zuletzt Öffentlichkeitsarbeit waren weitere Bausteine im Aufgabenspektrum.
Die Arbeitsgemeinschaft, die aus Mitgliedern aller an der Versorgung psychisch Kranker beteiligten Institutionen, Ämtern und Selbsthilfeorganisationen zusammengesetzt ist, trifft sich bis heute regelmäßig mindestens zweimal jährlich. Der dreiköpfige Vorstand der PSAG (aktuell: Ulrike Suffel-Rinkl von Regenbogen Wohnen gGmbH, Sabine Mayer von der Danuvius Klinik und Ade Trägler als Vertreter der Selbsthilfe Quo Vadis) wird alle drei Jahre neu gewählt und legt zusammen mit Geschäftsführerin Brigitte Beckenbauer die Themen der Sitzungen fest.
„In den ersten Jahren der PSAG nahm die Entwicklung der Angebote im Bereich der ambulanten und stationären Hilfen für Betroffene rasant an Fahrt auf und die Versorgungslandschaft differenzierte sich sehr stark. Wichtig war der PSAG immer auch die Zusammenarbeit mit Selbsthilfeorganisationen, wie z. B. Quo Vadis e. V. oder der PsychoseSelbsthilfeGruppe iLm, auch mit den Angehörigengruppen psychisch Kranker oder Selbsthilfegruppen aus der Suchthilfe. Auf der anderen Seite war die Zusammenarbeit mit dem Bezirk Oberbayern ebenfalls sehr wichtig, deswegen sind Vertreter des Bezirks bei den Sitzungen regelmäßig vor Ort“, berichtet die Geschäftsführerin.
Zu einzelnen Problemfeldern bildeten sich Arbeitskreise, die Themen wie z. B. Sucht bei Kindern und Erwachsenen, seelische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen, Arbeit und Beschäftigung, Wohnen, Öffentlichkeitsarbeit, unabhängige psychiatrische Beschwerdestelle und gemeindepsychiatrischer Verbund aufgriffen und über die Inhalte der Arbeitskreise in der PSAG informieren. Seit 2001 gab es anlässlich des Tags der seelischen Gesundheit, der weltweit am 10. Oktober jedes Jahres begangen wird, Veranstaltungen, die die Öffentlichkeit über die Situation der Betroffenen, deren Angehöriger und Hilfsangebote vor Ort informieren.
Brigitte Beckenbauer: „Bei aller Freude über die gelungenen Aspekte gibt es aber auch noch genügend offene Themen. In der letzten Sitzung der Arbeitsgemeinschaft im November 2019 ging es aktuell um die Wohnraumknappheit, die sich auf die betroffenen Erkrankten noch einmal verschärft auswirkt.“ Außerdem gebe es weiterhin einen Therapeutenmangel, so dass Betroffene oft große Probleme haben, zeitnah in ambulante Therapie zu kommen. Der Bereich Gerontopsychiatrie nehme zwar im Lebensalltag vieler im Landkreis sicher einen großen Raum ein, sei aber in der PSAG noch nicht genügend etabliert. „Auch das Thema Stigmatisierung ist wohl immer wieder aufzugreifen, obwohl die psychischen Erkrankungen dank der differenzierten Behandlungs- und Betreuungsangebote zwischenzeitlich nicht mehr den Ruf der Unheilbarkeit mit den sich daraus ergebenden Stigma von Hoffnungslosigkeit und Ausgrenzung haben. Das alles sind wichtige Baustellen, die an die Durchhaltekraft der Akteure appellieren, aber auch darauf setzen, dass in unserer Leistungsgesellschaft auch weiterhin Platz für die vielfältigen Ausformungen des Lebens zu finden ist“, so Brigitte Beckenbauer.
Bei Fragen zur PSAG kann man sich an die Vorsitzende Ulrike Suffel-Rinkl (Tel. 08452 2810) oder die stellvertretenden Vorsitzenden Ade Trägler (Tel. 08441 4980635) und Sabine Mayer (Tel. 08441 4059-0) wenden. Die Geschäftsführerin der PSAG Brigitte Beckenbauer ist unter Tel. 08441 27-1412 zu erreichen.