Arbeit statt Flucht: Wissenstransfer zur Schaffung von Arbeitsplätzen
Zahlreiche soziale und kulturelle Einrichtungen, wie beispielsweise zwei Kindergärten, ein Museum und eine Bibliothek wurden in dieser fruchtbaren Zusammenarbeit geschaffen. Anlässlich des Jubiläums des hierfür gegründeten Partnerschaftsvereins kam vor wenigen Tagen eine Delegation aus Äthiopien, bestehend aus dem Regierungspräsidenten des Regierungsbezirks Nord Shoa, Tefera Wondimagedn, dem Landrat von Merhabete, Teshome Asfaw und dem Bürgermeister der Kreisstadt Alem Katema, Getaw Mekonnen sowie weiteren Vertretern der Stadt nach Deutschland. Bei dieser Gelegenheit besuchte die Delegation auch das Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen a.d.Ilm (KUS).
„Ich bat Johannes Hofner als Vorstand einer beispielgebenden Einrichtung um Unterstützung beim Wissenstransfer. Ziel ist der Aufbau entsprechender Initiativen, getragen durch die Verantwortlichen mit Unterstützung des Partnerschaftsvereins vor Ort“, sagt Joachim Wiesmüller aus Pfaffenhofen, Vorstandsmitglied des Partnerschaftsvereins Vaterstetten – Alem Katema. Gemeinsam führten Hofner und er einen ganztägigen Workshop zu Methoden und Beispielen der Wirtschaftsförderung in den Räumen des KUS durch. „Es ging um die Bereiche Entwicklung und Erhalt bestehender Betriebe, Begleitung zu einer erfolgreichen Betriebsgründung und Erhöhung der Attraktivität des Standorts“, sagt Hofner. Zunehmend rücke in Alem Katema die Perspektivlosigkeit für die Jugend in den Blick. Vor 25 Jahren hatte Alem Katema 6.500 Einwohner, heute über 30.000. Der Landkreis hat insgesamt etwa 170.000 Einwohner. „Die Wirtschaftsentwicklung kann nicht Schritt halten. An der Berufsschule werden viertausend Schüler unterrichtet und tausend machen pro Jahr ihren Abschluss. 60 Prozent der Absolventen verlassen Alem Katema – zumeist in die großen Zentren wie Addis Abeba, weil es keine Beschäftigung gibt“, kennt Wiesmüller die Situation.
Auch die Perspektive für die Verbliebenen sei bescheiden. Jährlich werden 2.100 neue Fälle von Arbeitslosigkeit erfasst. Großinvestoren würden die Landflucht eher verstärken, da diese sich nicht in der ländlichen Region, sondern bei den wuchernden, großen Zentren ansiedeln. „Wirtschaftsförderung und Schaffung von Arbeitsplätzen sind die Herausforderung für eine gesunde kommunale Entwicklung und sozialen Frieden“, ist Wiesmüller überzeugt.
Anhand realer Beispiele, die aus der engen Zusammenarbeit mit den Freunden aus Äthiopien bekannt sind, wurde beim Workshop im KUS sehr engagiert diskutiert. So ging es etwa um lokale Wertschöpfungssteigerung durch Ersatz von „Importen“ aus Addis Abeba durch lokale Produkte, Entwicklung potentialstarker Handwerker zu Kleinunternehmern, Bildung von Kooperativen, Ansiedlung von Betrieben um die Berufsschule, um Praxis mit Ausbildung zu verknüpfen, und vieles mehr. „Es war hoch spannend, gemeinsam mit der Delegation Ansätze zur Implementierung einer Wirtschaftsförderung und konkrete erste Aktivitäten zu entwickeln“, findet Hofner. Auch Wiesmüller zeigte sich zufrieden: „Am Ende wurde deutlich, dass trotz vieler Unterschiede und völlig anderer Bedingungen es doch in Organisation und Vorgehen sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten gibt. Die Partnerschaft wird weiterhin dabei begleiten, einen äthiopischen Weg zu finden, um jungen Menschen zu Arbeit und Weiterentwicklung zu verhelfen.