Brachvogel, Kiebitz und Feldlerche sind aus den Winterquartieren zurück
Ob sie Bruterfolg haben oder nicht, hängt dabei mehr und mehr vom Menschen ab. Neben der Art und Intensität der Bewirtschaftung hat sich der stetig wachsende Freizeitdruck zum entscheidenden Faktor entwickelt, von dem es abhängt, ob bestimmte Artengruppen in unserer Landschaft überleben oder nicht. Insbesondere die Bestände der Wiesen- und Feldvögel sind in den letzten Jahrzehnten drastisch zurückgegangen, viele frühere Brutgebiete sind inzwischen verwaist. Praktisch alle typischen Vertreter der Offenlandschaft, die am Boden brüten, finden sich in der Roten Liste der bedrohten Arten: Großer Brachvogel, Uferschnepfe, Rotschenkel, Bekassine, Wiesenpieper und Braunkehlchen sind einige davon.
An geeigneten Standorten im Landkreis Pfaffenhofen sind aktuell die Feldlerche und der Kiebitz zu beobachten. Lediglich noch in kleinen Restbeständen oder Einzelpaaren sind der Brachvogel, die Bekassine, der Wachtelkönig und das Braunkehlchen vertreten, während Wiesenpieper, Rotschenkel und Uferschnepfe nur noch auf dem Durchzug bei uns auftreten.
Die bekannteste Bodenbrüter-Art ist der Kiebitz, der mit lauten „Ku-witt“-Rufen, einem markanten Federkleid und langer Federholle auch einer unserer auffälligsten Vogelarten ist. Vor allem durch ihre melodiösen Lautäußerungen wird man auf die in Tarnfarben auftretenden Feldlerchen und Brachvögel aufmerksam, deren Gesang typisch für die weite Offenlandschaft ist.
Kiebitz oder Brachvogel sind sehr langlebig und können ein Alter zwischen 20 und 30 Jahren erreichen. Sie kehren jedes Jahr wieder zu ihren angestammten Brutplätzen zurück. Dabei bevorzugen sie vernässte, offene und flache Gebiete mit niedriger Vegetation. Hier suchen sie nach Regenwürmern, Insekten und allerlei Bodenorganismen.
Da die am Boden brütenden Arten stets auf der Hut vor Luft- oder Bodenfeinden sein müssen, legen sie ihre Nester in großem Abstand zu Feldgehölzen, Hecken oder Waldrändern an, da dort die bevorzugten Aufenthaltsplätze ihrer Fressfeinde sind, darunter Fuchs, Dachs, Krähen und Greifvögel. Ebenso werden große Sicherheitsabstände zu Wegen eingehalten, die von Fußgängern frequentiert werden. In unserer intensiv genutzten und von einem dichten Wegenetz durchzogenen Landschaft stehen den Bodenbrütern somit nur noch schmale Streifen in großen Wiesen und Feldern zur Verfügung, die sie ungestört nutzen können. Diese erfüllen jedoch nur in seltensten Fällen alle Anforderungen, die die Vögel benötigen, um erfolgreich zu brüten und Jungvögel groß zu ziehen. Die Brutbereiche, Nahrungsflächen und Wasserstellen sind meistens voneinander getrennt und die Vögel pendeln zwischen diesen hin und her. Während die Altvögel diese Strecken und dazwischenliegende Hindernisse im Flug überwinden können, sind die Küken darauf angewiesen, Nahrung, Wasser und Deckung in unmittelbarer Umgebung des Nistplatzes vorzufinden oder die betreffenden Flächen zu Fuß zu erreichen. Ansonsten verhungern oder verdursten sie im Umfeld der Brutplätze, was in den vergangenen, trockenen Jahren regelmäßig der Fall war.
Deshalb ist es für diese Arten überlebenswichtig, dass die Brut- und Nahrungsflächen beruhigt sind und sie ungestört im Gebiet umherziehen können. Häufige Störungen durch Freizeitnutzung in den Brutgebieten zwingen die sehr scheuen Vögel aufzufliegen, ihre Energiereserven zu verbrauchen und sich von den Gelegen oder Küken zu entfernen. Auf solche Gelegenheiten warten die verschiedenen Beutegreifer und holen sich die ungeschützten Eier oder den Nachwuchs. Ohne Nachwuchs ist es schließlich nur eine Frage der Zeit, bis die Brutgebiete verwaisen.
Aufgrund des verstärkten Nährstoffeintrags (auch aus der Luft) und dem dadurch verursachten raschen und dichten Aufwuchs der Wiesenvegetation sind Kiebitz und Feldlerche in den letzten Jahrzehnten dazu übergegangen, auf Feldern zu brüten. Hier geraten sie allerdings in die Falle, da sie nun auf die Unterstützung der Menschen angewiesen sind, um erfolgreich brüten zu können. Die Brutplätze werden von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde, Naturschutzwächtern und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern lokalisiert. In Absprache mit den betreffenden Landwirtinnen und Landwirten werden Schutzmaßnahmen getroffen, damit die sehr gut getarnten Gelege bei der Bewirtschaftung ausgespart werden können. Die Zusammenarbeit mit den Bewirtschaftern der Flächen ist deshalb von entscheidender Bedeutung für den Bruterfolg dieser Arten und wird seit Jahren erfolgreich praktiziert.
Im vergangenen Winter wurden in verschiedenen Gebieten Aufwertungsmaßnahmen durchgeführt, um die Lebensraumqualität zu erhöhen, so wurden unter anderem große Flachwassermulden angelegt oder freigestellt. Zwischenzeitlich sind die Wiesenbrüter eingetroffen und nutzen diese Stellen bereits. Um zu gewährleisten, dass die Bodenbrüter die zur Brut und Aufzucht der Jungvögel nötige Ruhe erhalten, werden die Besucherinnen und Besucher der Wiesenbrütergebiete jedes Jahr durch Schilder darüber informiert, dass in diesen Gebieten in der Zeit vom 1. März bis 15. Juli die Wege nicht verlassen werden dürfen und Hunde an der kurzen Leine zu führen sind. In den sensibelsten Bereichen werden seit 2021 bestimmte Wege für diesen Zeitraum gesperrt. Diese Wege liegen entweder in unmittelbarer Nähe zu Brut- und Nahrungsplätzen oder werden von den Familien regelmäßig überquert.
Das Landratsamt bittet die Besucherinnen und Besucher, die Vorgaben zu beachten und dadurch die Arten- und Naturschutz-Maßnahmen zu unterstützen, nicht zuletzt um den nachfolgenden Generationen eine belebte Landschaft zu hinterlassen.