Kommunalpolitik hautnah erleben - Planspiel “Pimp Your Town!” für die Mitglieder des Jugendkreistags
Dazu stehen bei vielen Jugendlichen Abschlussarbeiten und Zukunftsplanungen an. Ist da überhaupt noch Zeit für Demokratie?
Das Planspiel Pimp Your Town! im Landkreis Pfaffenhofen lieferte eine eindeutige Antwort: Ja! Über zwei Tage machte der Verein Politik zum Anfassen im Landkreis Pfaffenhofen Lust auf Demokratie und gab den Mitgliedern des Jugendkreistages die Möglichkeit, Kommunalpolitik hautnah zu erleben, auch wenn das Planspiel aufgrund von Corona digital stattfand. Dabei lernten die Jugendlichen viel über Partizipation und kommunalpolitische Entscheidungsprozesse. Zudem brachten sie begeistert ihre eigenen Ideen ein, bei welchen beispielsweise Sport-Angebote, Naturschutzgebiete und der öffentliche Nahverkehr thematisiert wurden. Trotz der digitalen Durchführung des Planspiels vertraten sie mit viel Motivation ihre Standpunkte und führten konstruktive Diskussionen, um den Landkreis Pfaffenhofen zu verbessern.
Am ersten Tag startete das Projekt mit einer Vorstellungsrunde, bei der sich die Jugendlichen des Jugendkreistages zum ersten Mal untereinander kennenlernen konnten. Im Anschluss teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in fiktive Fraktionen auf und befassten sich in Crashkursen mit den verschiedenen politischen Ebenen in Deutschland, wobei die Zuständigkeiten der Kommunalpolitik - der Kommune und des Landkreises - im Zentrum standen. Ist wirklich die Kommune für den ÖPNV verantwortlich oder kümmert sich doch der Landkreis darum? Und wer entscheidet überhaupt, wo ein neuer Kindergarten gebaut werden darf? Außerdem überlegten die Jugendlichen, welche Kriterien erfüllt werden müssen, damit man in den Pfaffenhofener Kreistag gewählt werden kann. Ist ein deutscher Pass notwendig? Und wie sieht es mit dem Beruf aus?
Danach haben die Teilnehmenden Ideen entwickelt, was sie in ihrem Umfeld - dem Landkreis Pfaffenhofen - ändern wollen. Diesbezüglich haben sich die Jugendlichen in ihren Fraktionen ausgetauscht und entsprechende Anträge formuliert. Als Vorbereitung für den nächsten Tag teilten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer den fiktiven Ausschüssen Bau und Vergabe, Umwelt und Soziales zu.
Der zweite Tag fing mit den Sitzungen der Ausschuss-AGs an, in welchen die Ausschussmitglieder der fiktiven Fraktionen ihre Anträge mit echten Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern besprochen haben. Dabei konnten sowohl die Jugendlichen als auch die Politikerinnen und Politiker von den Impulsen ihrer Gegenüber profitieren.
Gut vorbereitet gingen die Teilnehmenden nun in die Ausschusssitzungen. Dort konnten sie erstmals ihre Vorschläge mit den Ausschussmitgliedern der anderen fiktiven Fraktionen diskutieren. Es ging unter anderem um Lagerfeuer-Treffpunkte, einen Debattierclub, Aufklärung zum Umweltschutz und einen Hundepark. Dabei wurden Argumente vorgebracht, Argumente entkräftet, Positionen verteidigt und Positionen gewechselt, sodass insgesamt eine sehr konstruktive, fachlich kompetente Debatte zustande kam.
Schlussendlich wurden die meisten Anträge angenommen - manche einstimmig und manche auch sehr knapp - und einige auch abgelehnt. Ein paar Anträge wurden im Laufe der Diskussion auch etwas abgeändert, konkretisiert oder mit anderen Anträgen zusammengefasst. Also ganz wie in der “echten” Politik.
Somit haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Sitzungen mit einem Lächeln verlassen, auch wenn nicht jeder Antrag, den sie gut fanden, von der Mehrheit befürwortet wurde. Aber das ist, wie Demokratie funktioniert: Die eigene Position ist nicht immer die, die man letzten Endes auch im Ergebnis wiederfindet. Es geht um den Kompromiss - um eine faire Diskussionskultur, in der jeder und jede zu Wort kommt und die Möglichkeit hat, etwas beizutragen.
„Ich freue mich sehr, dass die neuen Jugendkreisrätinnen und Jugendkreisräte mit so viel Engagement und Motivation an dem Online-Workshop teilgenommen haben. Es zeigt, dass sie alle Jugendlichen im Landkreis im neuen Jugendkreistag bestens vertreten. Und ich bin gespannt und freue mich auf die erste Sitzung am kommenden Freitag, auch wenn sie leider nur digital stattfinden kann“, so Landrat Albert Gürtner. Dieser stand, ebenso wie weitere Mitglieder des Kreistags, im Rahmen des Workshops für die Fragen der Jugendlichen zur Verfügung und gaben Tipps für die Arbeit in einem politischen Gremium.
Am 11. Februar kommt der Jugendkreistag zu seiner ersten Sitzung (online) zusammen. Die 37 Jugendkreisrätinnen und Jugendkreisräte wurden an ihren Schulen von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern in das neue Gremium gewählt. Vier Mitglieder des Jugendkreistags wurden in der Herbstvollversammlung des Kreisjugendrings gewählt.