Landwirtschaft und Naturschutz? - Unsere Landwirte packen mit an!
Es war ein langer und stellenweise steiniger Weg, den Landwirte, Behördenvertreter und Naturschutzbeauftragte in den letzten Jahren in der Landschaft rund um die Ortschaft Freinhausen im Landkreis Pfaffenhofen gegangen sind. Die Rede ist von dem Biodiversitätsprojekt „Paartaler Sanddünen“, das 2015 initiiert wurde, um die in dem Gebiet vorkommenden und biologisch sehr wertvollen Magerrasen zu schützen, zu erhalten und zu fördern. Denn diese Magerrasen stellen für zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, insbesondere für über 160 teils vom Aussterben bedrohte Wildbienenarten, wichtige Lebensräume dar. Um die Projektziele zu erreichen, braucht es eine kontinuierliche Pflege und Entwicklung der noch bestehenden sowie neu hinzugewonnenen Flächen. Da viele der artenreichen Flächen erst durch eine traditionelle, extensive Bewirtschaftung entstanden sind, können sie auch nur durch solch eine erhalten werden. Genau hier setzt die Zusammenarbeit zwischen dem Naturschutz und den lokalen Landwirten an, da die umfangreichen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen ohne letztere gar nicht möglich wären. Von der Vorbereitung des Saatbetts über die Aussaat von wertvollem Magerrasen-Saatgut bis hin zur Mahd und Gehölzpflege: Es gibt immer etwas zu tun. Die Maßnahmen werden eng mit der unteren Naturschutzbehörde Pfaffenhofen, den Projektmanagern vom Umwelt- und Planungsbüro Natur Perspektiven und den Landwirten als Auftragnehmer abgestimmt.
Dabei war die Kommunikation nicht immer einfach. Mit seinen bunt blühenden Wiesen, den verwunschenen Auenlandschaften und schönen Ortschaften wirkt das Paartal mancherorts wie aus einem Bilderbuch. Dass die Landschaft hier in vielen Teilen noch intakt ist, bedeutet aber auch, dass viele Bereiche unter gesetzlichem Schutz stehen. Eine Herausforderung, gerade für kleinere landwirtschaftliche Betriebe, die in Zeiten von industrieller Landwirtschaft und steigendem Preisdruck ohnehin immer wieder neue Wege finden müssen, um die Zukunft des Betriebes zu gestalten. In der Vergangenheit kam es daher im Paartal immer wieder zu Spannungen zwischen Naturschutz und Landwirtschaft. Und heute?
Miteinander statt gegeneinander
Nach vielen konstruktiven Gesprächen, bei denen kleine und große Missverständnisse auf beiden Seiten ausgeräumt werden konnten, sowie „Schnuppermaßnahmen“, bei denen die Zusammenarbeit erprobt wurde, hat sich mittlerweile eine hervorragende Kooperation entwickelt. Auch die Verantwortlichen vom Büro Natur Perspektiven meinen: „In den vergangenen zwei Jahren haben wir eine sehr positive Entwicklung in der Zusammenarbeit beobachten können. Heute wird mit allen Beteiligten gemeinsam nach Lösungen und Strategien gesucht, um das Projekt für jede Seite gewinnbringend voranzutreiben.“
Die ortskundigen Landwirte können dabei die aktuellen Verhältnisse auf den jeweiligen Flächen oft am besten einschätzen und den idealen Zeitpunkt für die Maßnahmen abpassen. Die Naturschutzbeauftragten begleiten das Ganze fachlich. „Alle Maßnahmen werden sehr zuverlässig umgesetzt. Sollte sich eine Fläche einmal nicht wie vorgesehen entwickeln, haben wir sofort Ansprechpartner, die tagtäglich in der Projektkulisse unterwegs sind und direkt bei der Nachbesserung helfen können“, sagt Thomas Schreiber, der hauptverantwortliche Projektmanager.
Diese Zusammenarbeit, so Schreiber weiter, sei einer der wichtigsten Gründe, warum sich das anfangs stockend anlaufende Biodiversitätsprojekt zu einem großen Erfolg gewandelt habe. Jetzt können auch arbeitsintensivere Pläne einfacher und effizienter umgesetzt werden. Darüber hinaus soll die Flächenpflege auch nach dem Ende des Projekts in anderthalb Jahren weiterhin über die Landwirte sichergestellt werden, beispielweise indem einzelne der neu angekauften Flächen an diese verpachtet werden. Dies bietet Landwirten die Möglichkeit, ihre Maschinen auch in der Landschaftspflege einzusetzen und unmittelbar von den Naturschutzflächen zu profitieren. So kann jetzt und in Zukunft viel für die lokale Biodiversität erreicht und gleichzeitig können neue Perspektiven für die lokale Landwirtschaft entwickelt werden.