Podiumsdiskussion zur Digitalisierung an Schulen - Chance und zugleich Herausforderung
Das Bildungsbüro am Landratsamt hatte Vertreter der verschiedenen Schularten des Landkreises eingeladen, um sich über das Zukunftsthema Weiterentwicklung zur digitalen Bildungsregion auszutauschen.
Teilnehmer der Diskussionsrunde waren neben Dietmar Boshof, Leiter des Schyren-Gymnasiums Pfaffenhofen, Sabine Billinger, Leiterin der Realschule Geisenfeld und Kea Bartsch, Schülersprecherin der Georg-Hipp-Realschule Pfaffenhofen auch Schulrat Erich Golda sowie Landrat Martin Wolf. Zudem waren Vertreter anderer Schulen sowie Elternbeiräte, Wirtschaftsvertreter und viele bildungsinteressierte Bürgerinnen und Bürger der Einladung gefolgt.
Alle Gäste auf dem Podium waren sich von Beginn an einig, dass die Digitalisierung und der Einfluss digitaler Medien auf das Lernen und den Schulalltag nicht mehr ausgeblendet werden könne. Sabine Billinger: „Wir kommen an der Digitalisierung nicht vorbei und gerade deswegen möchte ich als erstes die Chancen darin sehen.“ Diese Entwicklung mache es ihrer Meinung nach aber notwendig, dass jetzt alle Prozesse – der Ausbau der digitalen Infrastruktur, die Anschaffung von Geräten, deren Betreuung, Fortbildung der Lehrer und Erarbeitung von Medienkonzepten – parallel laufen und forciert werden. Bei vielen dieser Punkte, so die Meinung sowohl auf dem Podium als auch später bei Wortbeiträgen aus dem Publikum, werden die Schulen allein gelassen. Unterstützung von außen, insbesondere vom Kultusministerium, bleibe oft aus.
Grundsätzlich sei der Einsatz digitaler Medien im Unterricht aber positiv und habe einen Mehrwert, vorausgesetzt der persönliche Kontakt mit der Lehrerin oder dem Lehrer bleibe erhalten und die technischen Geräte und digitalen Medien werden nur dann als Hilfsmittel eingesetzt, wenn es pädagogisch sinnvoll ist. Laut Erich Golda, stellvertretender Leiter des Staatlichen Schulamts Pfaffenhofen und damit verantwortlich für die Grund- und Mittelschulen im Landkreis, sei dies – in sehr reduzierter Form und mit einem guten didaktischen Konzept – bereits ab der ersten Klasse möglich.
Großen Bedarf sahen alle Gesprächsteilnehmer bei der Aufklärung der Kinder und Jugendlichen über die Gefahren dieser Entwicklung. Medienkompetenzerziehung sei laut Dietmar Boshof auf jeden Fall Teil des Erziehungsauftrags der Schulen, könne aber nur in enger Zusammenarbeit mit den Eltern erfolgen, woran es seiner Erfahrung nach aber oft scheitere. Dieser Meinung wurde in der angeschlossenen Fragerunde allerdings widersprochen. Problem sei nicht fehlendes Interesse der Eltern, sondern Zeitmangel. Dieses Problem könne ganz pragmatisch gelöst werden, indem man sich die Chancen der Digitalisierung zu Nutzen macht und Veranstaltungen für Eltern digital zur Verfügung stellt.
Von Seiten der Wirtschaft wurde der Fachkräftemangel im MINT-Bereich angesprochen. Sowohl Sabine Billinger als auch Dietmar Boshof konnten auf diverse Angebote an ihren Schulen verweisen, die Jugendliche für MINT-Berufe begeistern sollen und die auch sehr stark nachgefragt würden – sowohl von Jungen als auch von Mädchen. Man müsse allerdings hinterfragen, so eine weitere Wortmeldung, warum nicht anstelle der Technikberufe eher der soziale Bereich bei der Berufsorientierung in den Vordergrund gerückt werde. Der Fachkräftemangel sei nämlich auch dort enorm.
Aus der Schülerperspektive konnte Kea Bartsch von ihren Erfahrungen mit dem Einsatz digitaler Medien beim Lernen berichten. Sie persönlich finde den Anteil, den digitale Medien aktuell im Unterricht einnehmen – z.B. das Zeigen von Youtube-Videos im Chemie-Unterricht zur Veranschaulichung von Experimenten, die im Klassenzimmer nicht durchgeführt werden können – als hilfreich, aber auch als ausreichend. Sie wünsche sich, dass Schülerinnen und Schüler in Zukunft anders als sie selbst schrittweise an die Benutzung technischer Geräte im Unterricht herangeführt werden und dass der persönliche Kontakt mit der Lehrkraft nicht verloren geht. Landrat Martin Wolf pflichtete ihr in seinem Abschluss-Statement bei: „Der Mensch und der persönliche Kontakt miteinander müssen trotz allen technischen Fortschritts im Mittelpunkt bleiben. Ich bin aber optimistisch, dass das an den Schulen im Landkreis gelingen wird.“
Im Rahmen der Podiumsdiskussion konnten bei weitem nicht alle Aspekte der digitalen Entwicklung auf das Lernen angesprochen werden. Im Anschluss nutzten daher viele Besucherinnen und Besucher noch die Möglichkeit, sich in Einzelgesprächen auszutauschen. Außerdem hatten sie die Gelegenheit, sich über den Stand der Digitalisierung im Bildungsbereich jenseits der Schulen zu informieren. Auf dem Ideenmarkt zeigten Aussteller aus der Region – die Kindertagesstätte Spatzennest in Vohburg, das Seniorenbüro Pfaffenhofen, die Kreisbücherei, das Projekt „Mensch in Bewegung“ der Technischen Hochschule Ingolstadt und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt, die IHK Akademie Ingolstadt und die Grundschule Oberstimm – ihre Projekte und Angebote im Bereich Digitalisierung für verschiedenste Zielgruppen.