Workshop im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“ an der FOS/BOS Scheyern

28. April 2023: Ende März fand an der Fachoberschule/Berufsoberschule (FOS/BOS) Scheyern, die sich als „Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage“ gegen Ausgrenzungen und Diskriminierungen jeder Art engagiert, im Rahmen der „Wochen gegen Rassismus“ ein Workshop zu den Themen Demokratie und Alltagsrassismus statt.
Mathilda Legitimus-Schleicher im Gespräch mit am Workshop teilnehmenden Schülerinnen und Schülern

Dazu wurde in Kooperation mit der Integrationsbeauftragen Nevila Saja-Seefried vom Landratsamt Pfaffenhofen Mathilda Legitimus-Schleicher, die sich in vielen Bereichen für eine bessere Integration der people of color einsetzt, als Referentin eingeladen. Unterstützt wurde die Aktion von den beiden Lehrerinnen Patrizia Thalmeier und Sabine Thielitz.

Mathilda Legitimus-Schleicher führte mit den beiden Vorklassen der Fach- und Berufsoberschule einen interaktiven Workshop durch, in dem sich die Schülerinnen und Schüler mit dem sensiblen und facettenreichen Thema des Alltagsrassismus kritisch auseinandersetzten.

Nevila Saja-Seefried: „Die Schülerinnen und Schüler wurden bereits vorab durch vielfältige Materialien und Lernvideos für die Thematik sensibilisiert und hatten während des Workshops die Gelegenheit, Fragen zu stellen sowie sowohl mit der Referentin als auch miteinander ins Gespräch zu kommen.“

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde erarbeitete die Referentin gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern die Merkmale und Vorzüge eines demokratischen Systems und erläuterte, weshalb eine Demokratie so wertvoll und schützenswert sei.

„Des Weiteren wurde anhand einer Gruppenarbeit verdeutlicht, dass unsere Gesellschaft sehr viel Wert auf Gleichheit und Gleichberechtigung legt, dabei jedoch oftmals die Dimension der Gerechtigkeit aus den Augen verloren wird“, so Nevila Saja-Seefried. Die Referentin legte dazu zwei Bilder vor, die Tiere und Menschen zeigten, denen man zwar die gleiche Aufgabe gestellt hatte, die jedoch aufgrund ihrer jeweiligen Konstitution sehr unterschiedliche Ausgangsbedingungen mitbrachten. Die Aufgabe war somit zwar für alle gleich, von Gerechtigkeit konnte jedoch keine Rede sein. In differenziert argumentierten Ausführungen legten die Schülerinnen und Schüler dar, dass sich diese Erfahrungen durchaus auch im Bildungssystem oder im Alltag wiederfinden lassen würden. Oftmals sei im Leben Zivilcourage und Verständnis füreinander gefragt, um gemeinsam Aufgaben lösen zu können bzw. um die Gesellschaft für alle möglichst gerecht zu gestalten.

Eine weitere kreative Aufgabe von Mathilda Legitimus-Schleicher fokussierte sich auf die Veranschaulichung der Prägung eines jeden Menschen im Hinblick auf bestimmte gesellschaftliche Konstrukte. In zwei verschiedenen Gruppen, die jeweils auf ein anderes Bild „geprägt“ wurden, sollten die Kursteilnehmerinnen und –teilnehmer anschließend Bilder zeichnen, bei denen das ursprüngliche Bild mit einem weiteren verschmilzt. Das Ergebnis ähnelte überraschenderweise immer dem Bild, auf das man ursprünglich geprägt worden war. Mit diesem Sozialexperiment konnte verdeutlicht werden, dass Prägung oftmals unbewusst im alltäglichen Leben stattfindet, eben auch im gesellschaftlichen Bereich. Dies bildet jedoch die Ausgangsbasis für Ausgrenzung, Diskriminierung und Rassismus. Sich dieser Prägung auf ein bestimmtes Menschenbild bzw. auf bestimmte Äußerlichkeiten bewusst zu werden, ist der erste Schritt, sich mit seiner eigenen „rassistisch beeinflussten Sozialisation“ kritisch auseinanderzusetzen und daran zu arbeiten, diese durch Prägung oft unbewusst erworbenen Muster aufzubrechen.

Der Workshop endete mit einem sehr reflektierten Vortrag zur Verwurzelung eben solcher rassistischen Konstrukte in der Gesellschaft. Allein die Frage „Woher kommst du eigentlich?“ beinhaltet für viele verdeckt die Intention „Warum bist du hier und wann gehst du wieder?“, was bei den Betroffenen ein sehr unangenehmes Gefühl des Unerwünschtseins erzeugen kann. Mathilda Legitimus-Schleicher appellierte daher an alle Schülerinnen und Schüler, die gemeinsame Zukunft bewusster und diskriminierungsfreier zu gestalten. Dies könne nur gelingen, wenn man die Demokratie und ihre Vorteile zu schätzen weiß, sich um seine Mitmenschen kümmert und jeden so akzeptiert, wie er oder sie ist.