Gestaltung
Hinweise für besseres Bauen im Landkreis Pfaffenhofen
Bauen ist Charaktersache
Die äußere Erscheinung eines Hauses ist die Visitenkarte des Bauherrn. Es versteht sich dabei von selbst, dass jeder Bauherr bemüht ist, sein Haus ansprechend zu gestalten und gut in die Landschaft einzufügen. Dass dies aber nicht immer ganz einfach ist, zeigen leider auch Beispiele in unserem Landkreis.
Dabei ist Baugestaltung nicht nur eine Frage des Geschmacks, sondern sie wird bestimmt durch die anerkannten Regeln und Grundsätze der Baukunst. Die natürlichen Gegebenheiten, wie Klima, Landschaft, Geländeform sind dabei ebenso zu beachten, wie die Bedürfnisse der Menschen, die technischen Möglichkeiten und die regional unterschiedlichen typischen Bauformen, durch die auch heute noch unsere Dörfer und Städte unverwechselbar geprägt werden. Unsere reizvolle, unverbaute Landschaft und unsere signifikante, typische Baukultur ist bei uns, im Gegensatz zu vielen Regionen Deutschlands noch erlebbar. Es ist eine Lebensqualität, welche nicht nur wir sehr schätzen sondern auch ein eindeutiger Standortvorteil der Wirtschaftsansiedlung darstellt. Aufgabe jedes Bauherrn sollte es auch sein diese Lebensqualität, dieses Kapital zu erhalten und zu mehren.
Gerade in der Zeit des zusammenwachsenden Europas erscheint es wichtig, die regionalen Eigenarten zu erhalten, einen Einheitsbrei oder ein undefinierbares Durcheinander an Baustilen zu vermeiden. Bauherrn und Architekten sind daher immer wieder gefordert, bei allem berechtigten Individualismus angemessene Lösungen zu finden, die den Wünschen und Vorstellungen der Bauherrschaft entsprechen, und im Einklang mit ihrer Umgebung stehen, also nicht das Ortsbild stören oder gar verunstalten.
Es gibt viele gute Beispiele zeitgemäßer Architektur, bei denen auch die ortsüblichen Proportionen des Baukörpers, die Dachform und Dachneigung, Fassadenausbildung und Materialwahl beachtet wurden. Einem klaren, einfachen Baukörper mit der Firstrichtung des Satteldaches über der ausgeprägten Längsrichtung ist der Vorzug zu geben. Dabei kommt es nicht nur auf die Verhältnisse von Länge, Breite und Höhe an, sondern gerade bei dem bei uns häufig vorherrschenden Hügelgelände auf die Stellung des Gebäudes zum Hang, dem Umgang mit dem Gelände und die Eingrünung als Bestandteil der Landschaft.
Die nachfolgenden Hinweise für besseres Bauen sollen die Grundregeln der Baugestaltung unter Beachtung des landschaftsgerechten Bauens verdeutlichen.
Das Haus soll der Bewegung der Landschaft folgen und aus ihr heraus wachsen, die Landschaft als ihr Bestandteil bereichern, indem es sich an das Gelände schmiegt, die Firstrichtung parallel zu den Höhenschichtlinien verläuft und geschickt angepflanzte Bäume den Übergang zur Landschaft ergänzen. Das Gelände sollte weitestgehend unberührt bleiben, Abgrabungen und Anschüttungen sind zu vermeiden, oder mit weichen Übergängen ausgeformt werden. Nebengebäude sollten sich an die Form des Hauptgebäudes anpassen (das gilt nicht nur für Hanglagen!).
Neu- und Umbauten müssen nicht nur mit der Landschaft, sondern vor allem auch mit der umliegenden Bebauung in Einklang stehen. Dabei dürfen Baumassen und Bauform das Ortsbild nicht stören. Die Dachform und die Dachneigung bestimmen im Wesentlichen das Erscheinungsbild des Gebäudes.
Hierzu kommt das Maßverhältnis von Länge zu Breite und von Wand- zu Dachfläche sowie die Firstrichtung und die Trauf- und Giebelausbildung zu den Nachbargebäuden. Die Gebäude sollten nicht ohne Übergang zur offenen Feldflur stehen und müssen durch ihre Stellung eine deutlich abschließende Raumgrenze bilden. Durch vorgelagerte niedrige und eingegrünte Nebengebäude wird der beste Übergang zur offenen Landschaft erzielt.
Länge, Breite und Höhe eines Gebäudes müssen im richtigen Verhältnis zueinander stehen, um nicht als Fremdkörper zu wirken.
In unserem Landkreis sind die gestreckten, rechteckigen Baukörper typisch. Das Verhältnis von 1:1,4 oder minimal 1:1,2 (wobei für 1 = Breite und 1,4 = Länge des Gebäudes steht) gibt einem Gebäude die richtigen Proportionen, wobei die Firstrichtung immer parallel zur Längsrichtung verläuft.
Sogenannte Kulissenhäuser, bei denen der First über die kürzere Seite verläuft wirken bei uns fremdartig und störend. Dach und Hausformen die in Großstadt und Innerortslagen noch verträglich erscheinen stören in dörflichen Strukturen und Ortsrandlagen. Ein klarer gutproportionierter Baukörper ohne komplizierte Vor- und Rücksprünge braucht keine modischen Anhängsel.
Anbauten und Nebengebäude sollen sich dem Hauptgebäude unterordnen und mit gleicher Formensprache und Materialien wie der Hauptbaukörper gestaltet werden. Das Hauptgebäude muss auch mit Anbauten in seiner Richtung und seiner Dachform klar erkennbar bleiben.
Zur Streckung des Gebäudes kann die Garage auch im verlängerten Hauptgebäude untergebracht werden.
Ein unseren Landkreis prägender Anbautypus, das sogenannte Austragshaus vor den Giebel gestellt, betont nicht nur die Längsstreckung des Gebäudes, sondern gliedert geschickt den Giebel und nimmt ihm seine Höhe.
Dachaufbauten zerstören das ruhige großflächige Dach und gefährden mit ihren Anschlüssen stets die Dichtigkeit der Dachhaut. Aus diesem Grund sollen so wenig und so kleine Dachgauben (etwa ein Sparrenfeld breit) als möglich errichtet werden. Zudem sollten Dachgauben nur mit ausreichend großem Abstand zum Dachrand (Ortgang) angeordnet werden.
Häufig ist eine günstigere Belichtung über die Giebel möglich. Dachgauben sollten nur bei einer Dachneigung über 35° angeordnet und aus dem gleichen Material wie die Dachhaut vorgesehen werden. Schadensanfällige Dacheinschnitte und die Anhäufung von Dachflächenfenstern unterschiedlicher Formate zerstören die Dachfläche als „fünfte Fassade“ des Hauses. Dachflächenfenster sind möglichst unauffällig in der Dachfläche anzuordnen. Kleine nebeneinanderliegende Fenster wirken günstiger als ein großes und ersparen eine Sparrenauswechslung.
Der Kniestock (Versengung, Drempel) bemisst sich vom Rohfußboden der obersten Decke bis Unterkante Schalung am Sparren, an der Außenwand eines Gebäudes gemessen (vereinfacht gesagt von Oberkante Rohdecke bis Unterkante der tragkonstruktiv notwendigen Pfette). Bei einer Bauweise von EG + DG beträgt der Kniestock maximal 0,50 m. Bei einem höheren Kniestock würden nicht nur die Fassaden durch die ungeschickte Überhöhung in ein proportionales Missverständnis geraten. Die Brüstungshöhen möglicher Dachgauben lägen dann bei weit über 1 m, der Ausblick wäre stark eingeschränkt, das Öffnen der Fenster würde erschwert, eine leichte Reinigung der Fenster würde behindert, etc... .
Die Fassade ist das Gesicht eines Gebäudes. Grundelemente sind sämtliche Öffnungen wie Fenster, Türen und Tore mit ihrer harmonischen Verteilung, die verbleibenden Wandflächen mit ihren Gestaltungselementen, Vordächer, Kamine und vieles mehr. Im folgenden werden nur die wesentlichen Punkte in Kürze aufgezeigt.
Gerade beim Giebel kommt es auf eine gute Gestaltung an. Wenn der Giebel durch Vor- und Rücksprünge zerstückelt wird, ist das Gesicht des Hauses meist entstellt und wirkt nicht ausgewogen.
Der Charakter des Gebäudes wird weitestgehend von der Fensterform bestimmt. Unterschiedliche Fensterformen verändern den Gesamtausdruck der Fassade nachteilig. Stehende Fensterformate sind die konstruktiv richtige Lösung, erzielen eine angenehme vertikale Wirkung. Vermeiden Sie einflügelige große Fenster und vorgetäuschte Konstruktionen wie aufgeklebte Sprossen, etc... .
Verwenden Sie besser zweiflügelige klargegliederte Fenster. Diese sehen nicht nur besser aus, sondern lassen sich auch meist leichter öffnen und reinigen. Sinnvollerweise sind Konstruktionssysteme, Maß und Anzahl der Öffnungen aufeinander abzustimmen. Traditionelle Gebäude können hier als Vorbild dienen.
Kamine sollen nicht über dem Dach dominieren, sondern mit ihm eine Einheit bilden. Sie sollten deshalb in einem Kaminblock zusammengefasst werden, der in Firstnähe das Dach durchstößt. Bei der Anordnung der Kamine sollte auch darauf geachtet werden, dass sie nicht zu nahe an Gauben oder Zwerchgiebeln liegen, um gestalterische und technische Schwierigkeiten zu vermeiden. Bei der Ausbildung der Kamine sind die Anforderungen der Kaminkehrer zu berücksichtigen, da nachträglich angeordnete Leitern, Trittplatten o.ä., das ruhige Erscheinungsbild des Daches empfindlich stören können.
- Der Hauseingang sollte einladend und freundlich sein, durch einfache, formschöne Gestaltung;
- gut sichtbar;
- geschützt durch die Holzlaibung oder ein zurückhaltendes Vordach;
- deutlich durch die Gestaltung der Tür markiert sein.
Vermeiden Sie bei der Hervorhebung des Eingangs Treppentürme oder protzige und daher unbeholfen wirkende Säulenportiken.
Eine großzügige Eingangsüberdachung ist z.B. der in unserem Landkreis ursprüngliche Gret (einseitiger Dachüberstand bis zu 70 cm) entlang der gesamten Traufseite.
Die beste Einfriedung ist diejenige, die man nicht wahrnimmt. Vielleicht stellt sich auch die Frage, wo und ob ein Zaun überhaupt notwendig ist.
Aufdringliche Einfriedungen mit hohen Sockeln, Betonpfosten und Metallgitterzäunen, welche das Straßen- und Landschaftsbild empfindlich stören sind zu vermeiden. Richtig ist ein einfacher Holzlatten- oder Staketenzaun. Er bietet den Vorteil aus einem heimischen, nachwachsenden Rohstoff zu bestehen, der zudem Arbeit und Geld spart, da er mit wenig Aufwand ggf. leicht repariert werden kann. Ein Zaun sollte einwachsen und freundlich wirken.
Der Garten ist nicht bloße Abstandsfläche oder Stellplatzfläche für Pkw. Der Garten erfüllt vielfältige Anforderungen, er dient der Erholung, dem Spielen, dem Entdecken und Erleben der Natur und schafft den notwendigen Ausgleich.
Der Garten ist zugleich Puffer und Bindeglied zwischen öffentlichem Verkehrsraum und privatem Wohnbereich. Durch vielfältige Anpflanzungen mit heimischen Bäumen und Sträuchern entsteht ein Erlebnisraum, eine lebendige Kulisse. Jahreszeitliche Veränderungen erhöhen den Erlebniswert.
Insbesondere Grundstücken an Ortsrandlagen kommt durch ihre privilegierte Lage eine besondere Verantwortung zu, den Eindruck einer zersiedelten Landschaft zu vermeiden. Hier muss durch Anpflanzungen von geeigneten Bäumen und Sträuchern ein weicher Übergang zwischen Gebäuden und Landschaft geschaffen werden.
Arbeiten Sie mit einem guten Architekten zusammen. Die Kosten für die Planung sind nur ein Bruchteil der späteren Baukosten. Verlangen Sie bei der Planung Qualität, das hilft beim Bauen Kosten und Ärger sparen. Untersuchen Sie genau die Bedürfnisse und Tagesläufe Ihrer Familie, damit Ihr Haus funktionsgerecht für Sie entworfen wird.
Berücksichtigen Sie auch die Maße eventuell vorhandener Einrichtungen und lassen Sie sich nicht von allzu modischen Veröffentlichungen in Zeitschriften beeinflussen. Wenn Sie Fragen haben, werden Sie gerne von Ihrem Ansprechpartner im Bauamt des Landratsamtes beraten.
Ansprechpartner | Telefon | Telefax | Zimmer | |
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Wawra,
Sachgebietsleiter
Sachgebietsleiter
|
+49 8441 27-401 | Hauptplatz 22 | Bautechnik-SGL@landratsamt-paf.de | |
Hasse,
Gunther-F.-L.
Kreisbaumeister
|
+49 8441 27-204 | +49 8441 27-13204 | B206 | gunther.hasse@landratsamt-paf.de |
Bauamt
Mo., Die., Do., Fr. 08:00 - 12:00 Uhr
Mo., Die., Do. bis 17:00 Uhr
Das Bauamt ist telefonisch am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag erreichbar.
Persönliche Beratungstermine sind nach vorheriger Terminvereinbarung möglich.