4.1.1 Insekten

Brutzelle einer Wildbiene
Brutzelle einer Wildbiene

Das Insektensterben macht auch vor den Wildbienen nicht Halt. Mehr als die Hälfte der etwa 560 in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten ist gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Der Rückgang der Lebensräume und des Nahrungsangebots, Krankheiten, Pestizide… die Liste der Gründe für die Gefährdung ist lang.

Doch hier im Projekt „Paartaler Sanddünen“ schützen wir gemeinsam über 100 Wildbienenarten! Manche von ihnen sind echte Raritäten und kommen bayernweit nur hier vor, wie z.B. die Malven-Langhornbiene oder die Ochsenzungen-Sandbiene. Insbesondere der Windsberg ist ein wahres Eldorado für die fleißigen Bestäuber. Dort finden sie durch die Pflanzenvielfalt ein reiches Pollenangebot. Der sandige Boden eignet sich perfekt für die Anlage ihrer Nistgänge, denn 75% der Wildbienen nisten im Boden. Zahlreiche weitere Insektenarten profitieren von dem Blütenreichtum und nutzen den lockeren Boden zur Eiablage.

Die Männchen der Malven-Langhornbiene
Die Männchen der Malven-Langhornbiene sind durch ihre langen Fühler leicht zu erkennen.
Art Malven-Langhornbiene - Eucera macroglossa
Größe 11 bis 13 Millimeter lang
Gefährdung Rote Liste Deutschland: stark gefährdet; Rote Liste Bayern: ausgestorben oder verschollen
Nahrung Ausschließlich Pollen von Malvengewächsen (Malvacea); in den Paartaler Sanddünen Rosen-Malve (Malva alcea)
Beobachtungszeitraum Juli bis August, manchmal bis September

Merkmale und Lebensweise:

Es war eine kleine Sensation: Seit Jahrzehnten galt die Malven-Langhornbiene in Bayern als ausgestorben, bis sie 2009 am Windsberg wiederentdeckt wurde. Seit dem Jahr 2010 findet jeden Sommer ein Monitoring der seltenen Insekten statt. Hierbei zählen engagierte Mitglieder der BN-Ortsgruppe systematisch die kleinen Bienen. Während 2010 gerade einmal 21 Exemplare der Malven-Langhornbiene gezählt werden konnten, lag die Zahl im Jahre 2020 bei 991, der bislang höchste Wert. Gut zu erkennen sind die Wildbienen an den langen Fühlern der Männchen, die der halben Körperlänge entsprechen. An den Hinterbeinen sitzen die sehr dünnen, lockeren und weißen Schienenbürsten, welche der Pollensammlung dienen.

Ausgepflockte Rosen-Malve
Ausgepflockte Rosen-Malve

Im Paartal sind die Wildbienen auf die Rosen-Malve (Malva alcea) angewiesen. Es handelt sich um eine oligolektische Art, d. h. die Bienen sammeln ausschließlich Pollen der Malvengewächse, auch wenn andere Pollenquellen verfügbar sind. Um die Malven für die Malven-Langhornbiene entlang von Straßen und Wegen vor einer zu frühen Mahd zu schützen, werden die Pflanzen von der Ortsgruppe des BUND Naturschutzes durch Auspflockung markiert. 

Die Malven-Langhornbiene ist univoltin, demnach fliegt nur eine Generation im Jahr. Ihre Nester baut die Art im offenen, spärlich bewachsenen und sandigen Boden. Die 13 bis 18 Zentimeter tiefen Hohlgänge werden reichlich mit Nektar befüllt, sodass die frisch geschlüpften Larven genügend Nahrung haben.

Lebensraum und Verbreitung:

Als Lebensraum bevorzugt die Malven-Langhornbiene Ruderalstellen auf (Flug-)Sand und Lösslehm, wie bspw. Böschungen, Sandgruben oder Binnendünen mit ausreichendem Angebot an Malven-Pflanzen als Pollenquelle. Zur Anlage ihrer unterirdischen Niströhren benötigen die Wildbienen vor allem offene, sandige Stellen im Boden.

In Deutschland sind nur noch fünf Gebiete bekannt, in denen die Malven-Langhornbiene zu finden ist: Kyffhäuser in Thüringen, der Kaiserstuhl in Baden-Württemberg, Griesheim in Hessen, Halle in Sachsen-Anhalt und Markt Hohenwart in Bayern. Im Paartal beweisen die positiven Ergebnisse des jährlichen Monitorings, dass hier die Maßnahmen zum Schutz der letzten bekannten bayerischen Population ihre Wirkung zeigen und die Malven-Langhornbiene sich erfolgreich am Windsberg ansiedeln und vermehren konnte. Außerdem breitet sie sich seit 2019 weiter nach Norden und Westen aus und sammelt an neuen Malvenvorkommen Pollen für den Nachwuchs.

Der gesammelte Pollen an den Beinen der Ochsenzungen
Der gesammelte Pollen an den Beinen der Ochsenzungen-Sandbiene hebt sich leuchtend von ihrem dunklen Körper ab.
Art Ochsenzungen-Sandbiene – Andrena nasuta
Größe 16 bis 18 Millimeter lang
Gefährdung Rote Liste Deutschland: stark gefährdet; Rote Liste Bayern: vom Aussterben bedroht
Nahrung Ausschließlich Pollen der Gemeinen Ochsenzunge (Anchusa officinalis)
Beobachtungszeitraum Mai bis Juni

Merkmale und Lebensweise:

Wer beim Spaziergang ein schwarzes, umgedrehtes U an einer violetten Pflanze beobachtet, der hat wahrscheinlich eine seltene Ochsenzungen-Sandbiene vor sich. Die leicht pelzige, schwarz bis rot-schwarz gefärbte Sandbiene dringt beim Pollensammeln mit Kopf und Vorderbeinen in die Blüte ein, während sie den Hinterleib nach vorne biegt und sich mit den Mittel- und Hinterbeinen an der Blüte festhält. Dadurch erinnert sie entfernt an ein auf den Kopf gestelltes U. Die Sandbienen zählen zu den beinsammelnden Bienen, da sie den Pollen mit Hilfe einer Haarbürste an ihren Beinen einsammeln. Der helle Pollen hebt sich stark von der dunkel gefärbten Biene ab – ein weiteres Erkennungsmerkmal.

Die Ochsenzungen-Sandbiene ist streng oligolektisch, d. h., dass sie ihre Pollenquelle von nur einer einzigen Pflanzenart – in diesem Fall der Gewöhnlichen Ochsenzunge (Anchusa officinalis) – bezieht. Es handelt sich um solitär lebende Bienen, die ihre Nester im sandigen Boden bauen. Dabei sind sie auf kahle oder spärlich bewachsene Stellen angewiesen. Nachdem die Eier abgelegt wurden, stirbt die Generation (univoltin).

      

Lebensraum und Verbreitung:

Die Art ist auf trockenwarme Standorte in Sand- oder Lössgebieten mit offenen Bodenstellen angewiesen. In Bayern ist nur ein weiterer Standort in Unterfranken bekannt, an dem die Ochsenzungen-Sandbiene zu finden ist. Dieses Vorkommen könnte jedoch mittlerweile erloschen sein. Damit wäre der Windsberg auch für die Ochsenzungen-Sandbiene der letzte Standort in Bayern.

Der Dünen-Sandlaufkäfer hat eine metallisch glänzende Färbung
Der Dünen-Sandlaufkäfer hat eine metallisch glänzende Färbung
Art Dünen-Sandlaufkäfer - Cicindela hybrida
Größe 10 bis 16 Millimeter
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: Vorwarnliste
Nahrung Insekten
Beobachtungszeitraum April bis Oktober

Merkmale und Lebensweise:

Wenn es anderen längst zu warm ist, befindet er sich noch in der Aufwärmphase: Der Dünen-Sandlaufkäfer erreicht erst bei 35°C seine optimale Betriebstemperatur. Und dann flitzt er auch schon los zur Jagd. Die Familie der Laufkäfer gehört zu den schnellsten Insekten der Welt. Seine Augen können die Umgebung aber gar nicht so schnell verarbeiten, daher muss er immer wieder kurz stehen bleiben, um sich zu orientieren, bevor er weiterjagen kann.

Die flinken Sechsbeiner haben eine relativ variable Färbung. Meist erscheinen sie grünlich-kupferfarben, manchmal aber auch kupferbraun bis bläulich, mit einem metallischen Glanz in allen Regenbogenfarben. Die Unterseite ist metallisch grün, wohingegen die Oberlippe am Kopf hell ist. Charakteristisch sind auch die weiß-gelben Flecken auf den Deckflügeln und die großen, hervorstehenden Augen.

Sowohl die adulten Tiere als auch die Larven ernähren sich räuberisch von Insekten. Die ausgewachsenen Käfer sind von April bis Oktober zu finden. In dieser Zeit legen die Weibchen ihre Eier in Sandröhren ab, welche an südexponierten Sandhängen platziert werden. Die Larven leben in dicht beieinanderstehenden und bis zu 50 Zentimeter langen Röhren. Dort ernähren sie sich von vorbeilaufenden Insekten. Nur die verpuppten Larven überwintern, um dann im kommenden Jahr zu schlüpfen.

    

Lebensraum und Gefährdung:

Wie es der Name schon vermuten lässt, bewohnt der Dünen-Sandlaufkäfer sandige Flächen mit spärlicher Vegetation, wie z. B. Sanddünen oder Sand- und Kiesgruben. Doch auch sein Lebensraum schwindet. Sand- und Kiesgruben werden nach der Nutzungsaufgabe oft verfüllt, Sanddünen verbuschen und werden für den Dünen-Sandlaufkäfer als Habitat ungeeignet.

Im Flug zeigt die Blauflügelige Ödlandschrecke ihre blauen Flügel
Im Flug zeigt die Blauflügelige Ödlandschrecke ihre namensgebenden blauen Flügel
Art Blauflügelige Ödlandschrecke - Oedipoda caerulescens
Größe Männchen: 13 bis 23 Millimeter; Weibchen: 20 bis 29 Millimeter
Gefährdung Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste; Rote Liste Bayern: gefährdet
Nahrung Kleinere Pflanzen, Aas
Beobachtungszeitraum Mai bis November

Merkmale und Lebensweise:

So unscheinbar die Blauflügelige Ödlandschrecke durch ihre gedeckten Tarnfarben auf dem Boden wirkt, umso farbenfroher erscheinen ihre leuchtend blauen Flügel, wenn sie bei der Flucht zu einem kleinen Flugmanöver abhebt.

Das Aussehen der Heuschrecken ist sehr variabel: Im Laufe der Häutungen kann sich ihre Färbung der Farbe des Untergrunds anpassen. Sie kann marmoriert graubraun, hellgrau, nahezu schwarz, aber auch ocker oder rotbraun erscheinen. Für Fressfeinde ist sie so auf den sandigen und steinigen Böden schlechter zu erkennen. Charakteristisch für die Art sind die blauen Hinterflügel, welche eine dunkle Querbinde besitzen.

Nach der Paarung legen die Weibchen mit Hilfe des Eiablageapparates (Ovipositor) ihre Eier tief in den Boden ab. Dort überwintern die Eier und im Frühjahr schlüpfen die Nymphen. Bei den Heuschrecken handelt es sich um eine hemimetabole Entwicklung, das heißt die Nymphen sehen den adulten Tieren bereits ähnlich, sind aber flügellos, viel kleiner und nicht paarungsbereit. Bei den Männchen folgen vier, bei den Weibchen fünf Häutungsstadien, bis sie vollkommen ausgewachsen sind.

Die Blauflügelige Ödlandschrecke im Tarnkleid
Die Blauflügelige Ödlandschrecke im Tarnkleid

Das einzigartige Fluchtverhalten der Ödlandschrecken unterscheidet sich zu dem anderer Springschrecken: Anstatt bei Gefahr wegzufliegen, ducken sie sich auf den Boden und verlassen sich auf ihre Tarnung. Erst bei einer sehr geringen Fluchtdistanz springen sie ab und fliegen einige Meter davon.

    

Lebensraum und Gefährdung:

Bevorzugte Habitate der Blauflügeligen Ödlandschrecke sind trockenwarme Kahl- und Ödlandflächen mit wenig Vegetation wie bspw. Trockenrasen, Sandgruben oder Kiesflächen. Obwohl sich ihre Bestände in Deutschland aktuell etwas stabilisiert haben, leidet auch die Blauflügelige Ödlandschrecke unter dem Rückgang ihrer bevorzugten Habitate. Die Art ist in ganz Europa geschützt.

Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling
Der Kreuzenzian-Ameisenbläuling ist für sein Überleben auf zwei Charakterarten der Magerrasen angewiesen
Art Kreuzenzian-Ameisenbläuling – Maculinea alcon rebeli oder Phengaris alcon rebeli
Größe Flügelspannweite von 30 bis 38 Millimeter
Gefährdung Rote Liste Deutschland: gefährdet; Rote Liste Bayern: stark gefährdet
Nahrung Raupen: Staubbeutel, Fruchtknoten und Samen der Blüte des Kreuz-Enzians; Schmetterlinge: Nektar von verschiedenen Blüten
Beobachtungszeitraum Juni bis Juli

Merkmale und Lebensweise:

Ein Kuckuck im Schmetterlingsgewand: Die Raupen des Kreuzenzian-Ameisenbläulings lassen sich von Ameisen adoptieren und aufziehen, indem sie den Geruch deren Larven nachahmen. Sobald der Winter sicher im Ameisennest überstanden wurde, verpuppen sich die Larven um kurz darauf als Schmetterlinge zu schlüpfen.

Die Flügelunterseite des Kreuzenzian-Ameisenbläulings erscheint hellgrau-braun mit hell umrandeten schwarzen Flecken. Die Flügeloberseite der Männchen ist blau, die der Weibchen braun-grau. Bei beiden Geschlechtern findet man schwarz-braune Flügelränder, welche in einen weißen Flügelsaum übergehen.

Die Flugzeit der Bläulinge reicht von Juni bis Juli, in welcher Zeit die Weibchen auch ihre Eier am Kreuz-Enzian (Gentiana cruciata) ablegen. Die Raupen ernähren sich ausschließlich von dieser Pflanzenart bis ihre dritte Häutung im Spätsommer abgeschlossen ist. Dann lassen sie sich zu Boden fallen, um von Knotenameisen (Myrmica schencki) in deren Nest gebracht zu werden. Die Raupen imitieren den Geruch von Ameisenlarven und werden von den Ameisen bis zur Verpuppung im nächsten Jahr gefüttert. Somit zählen sie zu den Brutparasiten.

Der Kreuz-Enzian
Der Kreuz-Enzian ist die Nahrungsgrundlage der Raupen des Kreuzenzian-Ameisenbläulings

Lebensraum und Gefährdung:

Als Lebensraum besiedelt der Kreuzenzian-Ameisenbläuling Kalkmagerrasen, Wacholderheiden und Flussschotterheiden mit Beständen des Kreuz-Enzians und der Knotenameise. Durch die hohen Ansprüche und den Rückgang seiner bevorzugten Lebensräume, schwinden auch die Bestände des Kreuzenzian-Ameisenbläulings.

Ein Sechsfleck-Widderchen auf einer Kartäusernelke
Ein Sechsfleck-Widderchen auf einer Kartäusernelke
Art Sechsfleck-Widderchen - Zygaena filipendulae
Größe Flügelspannweite von 30 bis 38 Millimeter
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: kein Eintrag
Nahrung Raupen: Hornklee und Kronwicken; Schmetterling: Nektar von verschiedenen Blüten (bevorzugt violett gefärbte Blüten)
Beobachtungszeitraum Juli bis August

Merkmale und Lebensweise:

Seine leuchtend rot gefärbten Hinterflügel signalisieren seinen Feinden: „Vorsicht, giftig!“ Das Sechsfleck-Widderchen setzt Blausäure frei, wenn es verletzt wird und ist daher ungenießbar für seine Fressfeinde.

Charakteristisch für den tagaktiven Nachtfalter sind außerdem seine schwarzen Fühlerspitzen sowie die sechs roten Flecken auf den Vorderflügeln, weshalb er auch als „Blutströpfchen“ bezeichnet wird.

Die Weibchen des Sechsfleck-Widderchens legen von Juli bis August ihre Eier an den Blättern der Raupennahrungspflanze ab, z. B. am Hornklee oder an Kronwicken. Nachdem die Raupen geschlüpft sind, fressen sie bis in den Herbst hinein, um dann zu überwintern. Auch die Raupen des Sechsfleck-Widderchens besitzen eine Signalfarbe – hier ein kräftiges gelb – und können bei mechanischer Reizung durch Fressfeinde ein blausäurehaltiges Wehrsekret absondern. Die Verpuppung erfolgt nach der Überwinterung im Juni in einem spindelförmigen gelb-weißen Kokon. Von Juli bis August schlüpfen die Falter.

    

Lebensraum und Gefährdung

Der Falter ist in weiten Teilen Europas zu finden. Trockenrasen, Ruderalstellen, Kiesgruben, Mähwiesen sowie verschiedene Randstrukturen dienen als Lebensraum für das Sechsfleck-Widderchen. Negative Auswirkungen auf den Bestand der Art haben die Beseitigung blütenreicher Wiesen und Brachen, die Pflege von Saumbereichen und die Verbuschung kleinflächiger Halbtrockenstandorte.

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