4.2 Pflanzen

Bunte Farbtupfer inmitten der Wiese, sanft wiegen die Blüten der Wildblumen im Wind, der würzige Duft mediterraner Kräuter hängt in der Luft… Ein Spaziergang entlang von Mager- und Trockenrasen ist ein Erlebnis für die Sinne. Vor dem landwirtschaftlichen Strukturwandel gehörten die bunten Wiesen zum normalen Landschaftsbild. Doch mit der Intensivierung der Landwirtschaft und dem hohen Nährstoffeintrag durch Düngung wurden konkurrenzstärkere Pflanzenarten gefördert und die Spezialisten der Trockenstandorte verdrängt. Die bunten Wiesen verschwanden in vielen Bereichen. Im Paartal schaffen wir wieder die richtigen Bedingungen, damit die Wildblumenwiesen mit ihren seltenen Pflanzenarten wieder wachsen können.

Sicherlich entdecken Sie einige der hier vorgestellten Pflanzen bei Ihrem nächsten Besuch.  

Die leuchtenden Blüten der Kartäusernelke zieren die Magerrasen
Die leuchtenden Blüten der Kartäusernelke zieren die Magerrasen im Paartal
Art Kartäusernelke - Dianthus carthusianorum
Wuchshöhe und Farbe der Blüten 15 bis 45 Zentimeter mit leuchtend purpurfarbenen Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste; Rote Liste Bayern: Vorwarnliste
Blütezeit Juni bis September

Mit ihren leuchtend purpurfarbenen Blüten ist die Kartäusernelke wohl einer der auffälligsten Farbtupfer in unseren Magerrasen – nicht zuletzt deswegen ist sie auch Teil des Paartaler Sanddünen Logos. Die Kartäusernelke ist eine mehrjährige und krautige Pflanze. Man findet sie an sonnigen, warmen Hängen sowie an Kalk- und Silikat-Trockenrasen. Aber auch an Böschungen, in Heiden und in sandigen Wäldern ist sie anzutreffen. Am Stängel befinden sich die gegenständig angeordneten Laubblätter, welche am Grund scheidig verwachsen sind. Die Blattspreite ist schmal-linealisch und bis zu viermal so lang wie die Blattbreite. Zwischen den schmalen Blättern treiben im Frühjahr die endständigen, köpfchenförmigen Blütenstände aus, an welchen sich dann sieben bis fünfzehn kräftig purpurfarbene Einzelblüten entwickeln. Die Blütezeit reicht von Juni bis September. Der Nektar liegt tief verborgen im engen Röhrenbau der Blüte und dient als Futterquelle für zahlreiche Schmetterlingsarten.

Der Wiesensalbei ist der wilde Verwandte des Echten Salbeis
Der Wiesensalbei ist der wilde Verwandte des Echten Salbeis
Art Wiesensalbei - Salvia pratensis
Wuchshöhe und Farbe der Blüten Bis zu 60 Zentimeter mit hell- bis mittelblauen Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste; Rote Liste Bayern: ungefährdet
Blütezeit Mai bis August

Der Duft der Blätter erinnert an eine Mischung aus Medizin und köstlichem Essen: Der Wiesensalbei, der wilde Verwandte des Echten Salbeis (Salvia officinalis), riecht ähnlich aromatisch wie dieser, ist jedoch schwächer in Wirkung und Geschmack. Der Wiesensalbei ist eine mehrjährige Pflanze und wächst bevorzugt auf kalkhaltigen Böden in trockener und sonniger Lage. Der Stängel ist aufrecht und vierkantig mit grundständigen Blättern.  Die Bestäubung der Blüten erfolgt hauptsächlich durch Hummeln. Während die Hummel in der Blüte nach Nektar sucht, wird der Blütenstaub durch einen raffinierten Hebelmechanismus am haarigen Körper der Hummel abgestreift. Anschließend werden die Pollen auf andere Blüten übertragen. Von Juli bis August reifen die Spaltfrüchte des Wiesen-Salbeis, welche in vier Teile zerfallen und durch Tiere sowie den Wind verbreitet werden.

Oregano verströmt seinen aromatischen Duft im Paartal
Oregano verströmt seinen aromatischen Duft im Paartal
Art Oregano bzw. gewöhnlicher Dost - Origanum vulgare
Wuchshöhe und Farbe der Blüten 20 bis 70 Zentimeter mit rosavioletten Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: ungefährdet
Blütezeit Juli bis September

Wer zwischen den blütenreichen Wiesen des Paartals spazieren geht, dem steigt hin und wieder der Duft von mediterranen Kräutern in die Nase. Das liegt an dem in den sonnigen Hängen wachsenden Oregano. Wer ein Blatt des Oreganos zwischen den Fingerspitzen reibt, riecht seinen intensiven Geruch. Der Oregano ist eine ausdauernde und krautige Pflanze, die man mittlerweile in fast ganz Europa an warmen Standorten mit kalkhaltigem Untergrund, wie bspw. in trockenen und lichten Wäldern, findet. Aber auch Gebüsche, Weg- und Waldränder, sonnige Hänge und Hecken sowie Mager- und Trockenrasen zählen zu seinen Wuchsorten. Der Stängel ist aufrecht, vierkantig und am Grund gabelig verzweigt. Die Laubblätter sind gegenständig am Stängel angeordnet, länglich-eiförmig und laufen zum Ende spitz zu. Die Teilblütenstände sind end- oder seitenständig in dichten kugeligen Scheinrispen angeordnet. Die Blütezeit reicht von Juli bis September. Es handelt sich um zwittrige, zygomorphe und fünfzählige Blüten mit doppelter Blütenhülle. Die fünf Kronblätter sind rosaviolett und zu einer glockenförmigen Kronröhre verwachsen. Der Nektar enthält bis zu 76% Zucker und wird bevorzugt von Honigbienen, aber auch von zahlreichen Schmetterlingsarten und Schwebefliegen als Nahrungsquelle genutzt.

„Nähkisselchen“ verdankt die Acker-Witwenblume den vielen Einzelblüten
Ihren volkstümlichen Namen „Nähkisselchen“ verdankt die Acker-Witwenblume den vielen Einzelblüten des Blütenkopfs
Art Acker-Witwenblume - Knautia arvensis
Wuchshöhe und Farbe der Blüten 30 bis 80 Zentimeter mit violett-blauen Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: ungefährdet
Blütezeit Mai bis August

Die Acker-Witwenblume, die im Volksmund den niedlichen Namen „Nähkisselchen“ trägt, ist eine sommergrüne, ausdauernde und krautige Pflanze. Die köpfchenförmigen Blütenstände enthalten bis zu 50 zwittrige oder rein weibliche Einzelblüten, welche vier- oder fünfzählig sind. Durch die rundliche Form und die hohe Zahl an Einzelblüten wirkt die Blüte wie ein Nähkissen. Die Laubblätter sind gegenständig angeordnet und meist fiederspaltig sowie matt graugrün. Bevorzugt wächst die Acker-Witwenblume auf nährstoffreichen Wiesen, an Wegrändern, auf Halbtrockenrasen oder extensiv bewirtschafteten Äckern. Als Bestäuber fungieren Bienen und diverse Schmetterlinge.

Die Gemeine Ochsenzunge
Die Gemeine Ochsenzunge – die einzige Pollenquelle der Ochsenzungen-Sandbiene
Art Gemeine / Gebräuchliche Ochsenzunge - Anchusa officinalis
Größe und Farbe der Blüten 20 bis 100 Zentimeter mit anfangs roten und später dunkelblauvioletten Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: Vorwarnliste; Rote Liste Bayern: gefährdet
Blütezeit Juni bis September

Die in den Paartaler Sanddünen beheimatete und stark gefährdete Ochsenzungen-Sandbiene ist oligolektisch und kann nur an der Gemeine Ochsenzunge Pollen als Nahrung für ihren Nachwuchs sammeln.

Die Gemeine Ochsenzunge ist eine krautige, zweijährige bis ausdauernde Pflanze, die bevorzugt an trockenen und warmen Grasheiden, an Acker- und Wegrändern, in Hecken, Brachen, Sanddünen oder Weinbergen wächst. Am nur wenig verzweigten Stängel sind die wechselständigen und spiraligen Laubblätter angeordnet. Die 5 bis 20 Zentimeter langen Blattspreiten sind lanzettlich bis linealisch geformt und 1 bis 3 Zentimeter breit. Nach oben hin werden die Blätter kleiner. Die Blüten der Gemeinen Ochsenzunge sind fünfzählig, zwittrig und mit anfangs roten, später dunkelblauvioletten Kronblättern. Ein Blütenbesuch findet hauptsächlich von Bienen und Schmetterlingen statt, wobei diese nach Nektar suchen und dabei die Pflanze bestäuben.

Die Rosen-Malve
Die Rosen-Malve ist für das Überleben der Malven-Langhornbiene entscheidend
Art Rosen-Malve - Malva alcea
Größe und Farbe der Blüten 50 bis 125 Zentimeter mit rosafarbenen Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: Vorwarnliste
Blütezeit Juni bis September

Die in den Paartaler Sanddünen beheimatete und stark gefährdete Malven-Langhornbiene ist oligolektisch und daher auf die Rosen-Malve als ihre einzige Pollenquelle angewiesen.

Die Rosen-Malve ist eine sommergrüne, krautige und ausdauernde Pflanze, die bevorzugt auf kalkhaltigen und stickstoffreichen Böden wächst. Man findet sie häufig an Weg- oder Straßenrändern, Böschungen und Dämmen. Um die rund um den Windsberg am Straßenrand wachsenden Malven vor einem vorzeitigen Abmähen zu schützen, werden sie durch den BUND Naturschutz mit Pfosten markiert. Am aufrechten und leicht behaarten Stängel befinden sich die wechselständigen und ebenfalls behaarten Laubblätter. Während die oberen Blätter handförmig und stumpf gezähnt sind, haben die unteren eine rundliche Form. Die Blütezeit der Rosen-Malve beginnt im Juni und reicht bis in den Herbst hinein. Die rosafarbenen Blüten sind zwittrig, radiärsymmetrisch, fünfzählig und erreichen einen Durchmesser von bis zu 7 Zentimetern.

Der Kreuz-Enzian
Der Kreuz-Enzian sticht durch seine blauen Blüten direkt ins Auge
Kreuz-Enzian kurz vor dem Aussamen
Kreuz-Enzian kurz vor dem Aussamen
Art Kreuz-Enzian oder Kreuzblättriger Enzian - Gentiana cruciata
Wuchshöhe und Farbe der Blüten 10 bis 40 Zentimeter mit blauen Blüten
Gefährdung Einstufung Rote Liste Deutschland 2016: stark gefährdet; Einstufung Rote Liste Bayern 2003: gefährdet
Blütezeit Juni bis September

    

„Der ist mir zu bitter“, denkt sich manch ein Weidevieh, wenn es den Kreuz-Enzian erblickt. Tatsächlich findet man ihn häufig auf Weideflächen, da er aufgrund seines bitteren Geschmacks von den Weidetieren lieber stehen gelassen wird. Der Kreuz-Enzian ist eine ausdauernde krautige Pflanze, die als Standort Trockenwiesen, lichte Wälder oder Weiderasen mit kalkhaltigen Böden bevorzugt. Durch den aufrechten Wuchs und die dunkelblauen Blüten sticht er sofort ins Auge. Die am Stängel kreuzgegenständig angeordneten Laubblätter sind ei- bis lanzettförmig und erreichen eine Länge von 5 bis 15 Zentimetern. Die Blütezeit beginnt im Juni und reicht bis in den September hinein. Die Blüten sind zwittrig und vierzählig. Die Kronblätter weisen außen eine blau bis leicht grünliche und innen eine tiefblaue Färbung auf. Die Bestäubung der Blüten erfolgt über Insekten.

Die Schmetterlingsart Kreuzenzian-Ameisenbläuling ist zum Überleben auf den Kreuz-Enzian angewiesen. Der Bläuling legt seine Eier ausschließlich auf dem Kreuz-Enzian ab, sodass dieser als einzige Nahrungsquelle für die Raupen dient.

Auch der Heide-Ehrenpreis wächst auf den sandigen Böden
Auch der Heide-Ehrenpreis wächst auf den sandigen Böden der Paartaler Sanddünen
Art Heide-Ehrenpreis oder Dillenius-Ehrenpreis - Veronica dillenii
Wuchshöhe und Farbe der Blüten 5 bis 30 Zentimeter mit blauen Blüten
Gefährdung Rote Liste Deutschland: gefährdet; Rote Liste Bayern: stark gefährdet
Blütezeit April bis Juni

Vom Ehrenpreis gibt es mehr als 250 Arten – irgendeinen hat fast jeder im Garten. Eine besonders seltene Art finden wir im Paartal: den Heide-Ehrenpreis. Der Heide-Ehrenpreis ist eine einjährige krautige Pflanze und bevorzugt Gebiete mit gemäßigt-kontinentalem Klima. Die Pflanze wächst bevorzugt auf Trockenrasen, Felsensteppen und auf Äckern mit kalkfreien Böden. Der einfache und aufrechte Stängel besitzt oftmals eine rötliche Färbung und ist im oberen Teil behaart. Die trübgrünen und oft fleischigen Laubblätter sind unten eiförmig und werden nach oben hin linealisch bis länglich.

Die Blütezeit reicht von April bis Juni. Hierbei sitzen die zwittrigen und blau gefärbten Blüten in traubigen Blütenständen. Der Griffel besitzt eine Länge von 1 bis 2 Millimetern und überragt damit deutlich die Ausrandung der Blüte.

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