4.1.2 Vögel

Während Vögel in Gebieten mit intensiver Landwirtschaft unter dem Verlust von Lebensräumen, Brutplätzen und dem Rückgang des Nahrungsangebots leiden, finden sie in der extensiven Kulturlandschaft der Paartaler Sanddünen noch geeignete Jagd- und Brutreviere. Hecken, Sträucher und für einige spezielle Arten die sandigen Steilhänge dienen ihnen als Brutstätten. Die Insektenvielfalt der Mager- und Trockenrasen bietet ihnen einen reich gedeckten Tisch in unmittelbarer Nähe zum Nistplatz. Durch die Wiederherstellungs- und Pflegemaßnahmen im Rahmen des Projekts wird dieser Lebensraum für die Vögel dauerhaft erhalten.

Der farbenprächtige Bienenfresser brütet im Paartal
Der farbenprächtige Bienenfresser brütet im Paartal
Art Bienenfresser - Merops apiaster
Größe 28 Zentimeter lang
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: Extrem seltene Arten und Arten mit geografischen Restriktionen
Nahrung Vor allem Bienen, Wespen, Hummeln und Hornissen, aber auch andere fliegende Insekten wie Libellen oder Käfer
Beobachtungszeitraum Mai bis September

Merkmale:

Spaziergänger können sich über einen besonders farbenprächtigen Bewohner freuen: von insgesamt nur 50-70 Brutpaaren in Bayern brüten 2-3 Paare des Bienenfressers in den sandigen Hängen der Paartaler Sanddünen. Der exotisch gefärbte Vogel lässt sich gut bei der Nahrungssuche beobachten. Auch an seinem charakteristischen Ruf, ein weich rollendes, oft wiederholtes „prrüt“, den er im Flug erklingen lässt, kann man ihn gut erkennen.

Das farbenfrohe Federkleid des Bienenfressers ist am Bauch- und Brustbereich türkis und geht am Kinn zu einem kräftigen Gelb über. Der Scheitel, Nacken, Rücken und die Flügel sind rostbraun und bei Jungvögeln noch zusätzlich grünlich gefärbt. Nur die älteren Individuen besitzen verlängerte mittlere Schwanzfedern, welche als Schwanzspieße bezeichnet werden.

Lebenszyklus und Fortpflanzung:

Als Lebensraum bevorzugt er offene Landschaften mit einzelnen Bäumen und Gebüschen.

Der Bienenfresser jagt im Flug nach seiner Beute, welche anders als der Name vermuten lässt nicht nur aus Bienen, Wespen, Hummeln oder Hornissen besteht, sondern auch aus anderen fliegenden Insekten wie Libellen und Käfern. Wenn er jedoch ein stechendes Insekt erbeutet hat sucht er sich eine nahegelegene Sitzwarte, um mit kräftigen Hieben auf die Unterlage die Giftdrüse des Stachels zu entleeren.

Bruthöhlen von Vögeln
Bruthöhlen von Vögeln

Den Winter verbringen die Vögel in Südafrika und kehren dann im Frühling wieder zurück. Bienenfresser sind meist in Kolonien anzutreffen und legen ihre Bruthöhlen nah beieinander an. Dabei graben sie innerhalb von zwei Wochen die meist 1,0 bis 1,5 Meter langen Höhlen in Hänge und Wände von Steilufern oder Sandgruben. Die Brutzeit beginnt im Mai. Sie brüten nur einmal im Jahr und legen dabei fünf bis sieben Eier ab, aus denen die Jungtiere nach 20-22 Tagen schlüpfen.

Gefährdung:

In Deutschland galt der Bienenfresser Ende der 1980er Jahre als ausgestorben. Doch seit den 1990ern wandert er immer öfter wieder ein, sodass seine Population mittlerweile wieder als stabil betrachtet wird. Einige Ornithologen gehen davon aus, dass der Bienenfresser eine der wenigen Arten ist, die von der Klimaerwärmung profitieren könnte und als wärmeliebende Art auch hierzulande immer öfter geeignete Lebensbedingungen vorfindet.

Neuntöter-Männchen mit erbeutetem Heupferd
Neuntöter-Männchen mit erbeutetem Heupferd
Das Neuntöter-Weibchen ist schlichter gefärbt als das Männchen
Das Neuntöter-Weibchen ist schlichter gefärbt als das Männchen
Art Neuntöter - Lanius collurio
Größe 16 bis 18 Zentimeter lang
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: Vorwarnliste
Nahrung Insekten, gelegentlich auch Kleinsäuger wie bspw. Feldmäuse oder Jungvögel
Beobachtungszeitraum Mai bis August

Merkmale:

Der Name des Neuntöters entstand aus dem irrtümlichen Volksglauben er würde zunächst neun Beutetiere aufspießen bevor er sie verspeist. Tatsächlich legt er sich Nahrungsreserven an, um Schlechtwetterperioden zu überbrücken, indem er größere Beute auf Dornen oder spitzen Zweigen aufspießt.

Ein typisches Merkmal des Neuntöters ist sein falkenähnlicher Oberschnabel. Zudem zeichnet sich die Vogelart durch einen starken Sexualdimorphismus aus, d. h., dass Männchen und Weibchen sich in Ihrem Aussehen deutlich voneinander unterscheiden. Die Männchen besitzen einen auffälligen schwarzen Augenstreif, einen grauen Oberkopf und Nacken sowie einen rostroten Rücken und Flügel. Die Weibchen hingegen sind eher unscheinbar mit braunem Augenstreif, rostrotem Oberkopf und Rücken sowie heller Unterseite und Flanke, welche mit dunkelbraunen Bogenlinien versehen ist.

Lebenszyklus und Fortpflanzung:

Der Neuntöter gilt als Charaktervogel einer halboffenen und strukturierten Landschaft mit ausreichend Busch- und Heckenbeständen sowie trockenen und sonnigen Landstrichen. Er ernährt sich hauptsächlich von Insekten, gelegentlich aber auch von Kleinsäugern wie bspw. Feldmäusen oder Jungvögeln. Für den Nestbau bevorzugt er dichte Dornengebüsche, Sträucher oder kleine Bäume. Genau diese Bedingungen findet er in der extensiven Kulturlandschaft des Paartals. Die Strauchgehölze bieten ihm ausreichend Nistmöglichkeiten und die insektenreichen Magerrasen werden als ergiebige Jagdreviere genutzt. Die Brutzeit beginnt Anfang Mai bis Ende Juni, wobei das Weibchen fünf bis sechs Eier ablegt und anschließend ca. zwei Wochen lang bebrütet. Nachdem die Jungen weitere zwei Monate später flügge sind, verlässt der Neuntöter meist schon im August das Brutgebiet, um in Afrika zu überwintern.

Gefährdung:

Die Gefährdung des Neuntöters besteht hauptsächlich in Lebensraumveränderungen und dem Verlust geeigneter Brutmöglichkeiten in einer vielerorts ausgeräumten Agrarlandschaft. So ist der Erhalt und die Entwicklung strukturierter Heckenlandschaften sowie die Förderung von extensiv genutztem Grünland, von Brachen oder auch natürlichen Waldsäumen und Trockenstandorten bedeutsam, um den Bestand langfristig zu stabilisieren.

Da sich die Bestände des Neuntöters seit einigen Jahren wieder erholen, konnte er 2002 aus der roten Liste der gefährdeten Brutvogelarten entfernt werden.

Die schönen Turteltauben sind in Bayern stark gefährdet
Die schönen Turteltauben sind in Bayern stark gefährdet
Art Turteltaube - Streptopelia turtur
Größe 25 bis 29 Zentimeter Länge und 45 bis 50 Zentimetern Flügelspannweite
Gefährdung Rote Liste Deutschland: stark gefährdet; Rote Liste Bayern: stark gefährdet
Nahrung Samen und Pflanzenteile am Boden
Beobachtungszeitraum Mai bis September

Merkmale

Die Turteltaube - das Symbol für Glück und Liebe. Das Federkleid an Oberseite und Rücken erscheint in blaugrau bis rostbraun wohingegen die Kehle und Brust eine rötliche Färbung aufweisen. An den Halsseiten ausgewachsener Vögel findet man mehrere schwarze Querstreifen auf hellem Grund. Die Flügel der Turteltauben sind rostbraun gefärbt mit schwarzen Federmitten. Der Schwanz wird aus 12 blauschwarzen Federn gebildet, welche zum Ende hin weiß werden. Sehr auffällig sind auch die deutlich roten Lidringe um die Augen der schönen Vögel.

Lebenszyklus und Fortpflanzung

Turteltauben ernähren sich fast ausschließlich von Samen und Pflanzenteilen, welche sie am Boden finden. Hierbei gehen sie in Grüppchen auf Lichtungen oder Ackerrändern auf Nahrungssuche. Sie bevorzugen als Lebensraum warme Tiefgebiete, wie bspw. lichte Wälder, Viehweiden oder Weinberge. Auch auf den Hängen der Paartaler Sanddünen kann man die Vögel bei der Nahrungssuche beobachten.

Die Turteltauben kehren zwischen Ende April und Mitte Mai in ihr Brutgebiet zurück, um dann mit der Balz zu beginnen. Wenn sich zwei Partner gefunden haben, wird ein flaches Nest aus Zweigen und Gebüsch gebaut. Das Weibchen legt ein- bis zweimal im Jahr jeweils zwei Eier, aus welchen nach 13 bis 16 Tagen die Küken schlüpfen.

Ab September bilden Turteltauben Schwarmgesellschaften und ziehen in ihr Überwinterungsgebiet im Mittelmeerraum und in Afrika. Somit zählen sie als einzige Taubenart Mitteleuropas zu den Langstreckenziehern.

Gefährdung

Seit 1980 sind ca. 90 Prozent der Turteltauben-Bestände in Deutschland verschwunden. Grund hierfür ist der Rückgang geeigneter Lebensräume durch die industrielle Landwirtschaft. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Bestandsrückgang ist zusätzlich der legale oder illegale Abschuss der Tauben auf ihren Wanderungen.

Die Dorngrasmücke (hier ein Weibchen) versteckt sich gern in Büschen
Die Dorngrasmücke (hier ein Weibchen) versteckt sich gern in Büschen und Hecken
Art Dorngrasmücke - Sylvia communis
Größe 13 bis 15 Zentimeter Länge
Gefährdung Rote Liste Deutschland: ungefährdet; Rote Liste Bayern: Vorwarnliste
Nahrung Insekten, Spinnen, Weichtiere, Beeren
Beobachtungszeitraum April bis September

Merkmale:

Da die Dorngrasmücke häufig als Wirtsvogel für den Kuckuck dient, wurde sie früher auch als „Kuckucksammer“ bezeichnet.

Das Gefieder der Dorngrasmücke ist auf der Oberseite graubraun und auf der Unterseite weißlich. Die Kehle ist weiß. Die Flügel erscheinen schwarz und rostbraun gemustert. Der relativ lange Schwanz ist graubraun mit weißen Rändern. Männchen und Weibchen kann man gut an der Farbe des Kopfes unterscheiden. Bei Männchen ist dieser grau, wohingegen er bei den Weibchen braun gefärbt ist.

Lebenszyklus und Fortpflanzung

Die Dorngrasmücke ernährt sich überwiegend von weichhäutigen Insekten oder anderen Kleintieren und bevorzugt offene Landschaften mit ausreichendem Angebot an Gebüschen und Sträuchern als Nistmöglichkeiten. Das Paartal bietet daher ideale Bedingungen für die Dorngrasmücke.

Die Hauptbrutzeit reicht von Mai bis Juli. Hierfür wird in Stauden, Dornsträuchern oder Hecken ein napfförmiges Nest dicht über dem Boden gebaut. Das Weibchen legt vier bis fünf Eier, welche 11 bis 13 Tage von beiden Partnern bebrütet werden, bis die Jungvögel schlüpfen.

Nach der Brutzeit machen sich die Dorngrasmücken im September auf den Weg in ihr Winterquartier nach Afrika, südlich der Sahara. Im April des Folgejahres kehren sie wieder in ihr Brutgebiet zurück. Somit zählen die Dorngrasmücken zu den Langstreckenziehern.

Gefährdung

Die Dorngrasmücke ist ein recht häufig anzutreffender Vogel, doch Ende der Sechzigerjahre kam es zu einem starken Bestandseinbruch der Art, von welchem sie sich bis heute noch nicht erholt hat. Grund hierfür war eine strenge Dürre in der Sahelzone südlich der Sahara, dem Winterquartier der Vögel.

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